Der Waldläufer im Fichtelgebirge wollte von anderen Menschen nichts mehr wissen und eigentlich nur seine Ruhe haben. Fast ein ganzes Jahr hat er's geschafft, unentdeckt zu bleiben.
Christine Heinrich aus Flossenbürg, öffentliches Fahndungsfoto
Christine Heinrich
Ein ganz anderer Fall scheint das spurlose Verschwinden der 54 Jahre alten Christine Heinrich aus Flossenbürg zu sein. Sie war Angestellte
in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und hat sich am 31. Januar 2023 um 18 Uhr bei ihren Kollegen in den Feierabend verabschiedet. Das war ihr letztes Lebenszeichen.
Von ihrer Arbeitsstelle hatte sie ein Handy, und eine Ortung führte die Polizei nach Marktleuthen im Fichtelgebirge. Am 2. Februar entdeckte eine Polizei-
streife ihren verlassenen schwarzen Audi A2 am Waldrand nahe des ehemaligen Baywa-Gebäudes in Marktleuthen.
Trotz allen Bemühungen konnte sie bis heute nicht gefunden werden. Bereitschaftspolizei, Hubschrauber, Such-Hunde und selbst Taucher in den Teichen und der Eger fanden nichts. Auch ihr Lebensgefährte suchte persönlich intensiv, und sagte mir, dass er die Wälder um Marktleuthen inzwischen viel besser kennt als die meisten Einheimischen. Auch eine Öffentlichkeits-Fahndung und die herbstliche Pilz-Saison ein halbes Jahr später, bei der Heere von Pilzsammlern in jede Ecke des Waldes schauen, brachten nichts. Viele Szenarien wurden in Erwägung gezogen:
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Sie stammte aus Rehau und war öfter im Fichtelgebirge unterwegs. Als Jagdschein-Inhaberin war sie naturverbunden und als Geopark-Rangerin interessierte sie sich auch für die Landschaft und ihre Geologie. Deshalb nahm man als erstes einen Unfall beim Umherstreifen oder ein gesundheitliches Problem an und suchte intensiv nach ihr. Aber warum hatte sie ihr Handy nicht mitgenommen? Aufgeladen und online war es ja.
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Man hielt es auch für möglich, dass sie untergetaucht ist und irgendwo inkognito lebt. Einen Grund dafür konnte man allerdings nicht finden.
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Auch einen Selbstmord kann man nicht ganz ausschließen, aber so etwas auszuführen, ohne dass man Spuren einer Leiche findet, ist schwierig. Die nahe Eisenbahn wäre eine Möglichkeit, aber unbemerkt ist unwahrscheinlich. Suizid in einem Teich oder der Eger kann man nicht ganz ausschließen. Die Suche mit Tauchern war in dem kalten, teilweise trüben Wasser sicher nicht leicht ud lückenlos.
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Eine andere Möglichkeit, über die man nur wenig bis nichts lesen kann, ist, dass sie in der Nacht vom 31. Januar auf 1. Februar 2023 in oder in der Nähe ihres Wohnorts Flossenbürg starb, vielleicht durch einen Unfall, oder dass sie einer Straftat zum Opfer fiel. Der Täter oder Verantwortliche könnte ihr Auto einschließlich ihres Handys weit weg in eine abgelegene Gegend gefahren haben, um die Polizei auf eine falsche Fährte zu locken. Vielleicht wurde deshalb in und um Marktleuthen nichts gefunden. Möglicherweise ein Suchen am falschen Ort. Diese Möglichkeit müsste die Polizei bestimmt auch ins Auge gefasst haben. Wie gründlich um Flossenbürg gesucht wurde, darüber gab es bei uns wenig bis keine Berichte.
Von der Polizei wird das geheimnisvolle, fast mystische Ereignis, immer noch als ungelöster Vermisstenfall geführt. Vor Jahrzehnten verschwand übrigens in Marktleuthen schon einmal eine Frau spurlos. Sie hatte allerdings ihren Suizid mehr oder weniger angekündigt, und hat offenbar eine Methode gefunden, durch die man sie nicht fand. Inzwischen ist sie für tot erklärt.