Die Sage vom Teufelstisch auf dem
Waldstein im Fichtelgebirge

Mystik in Oberfranken
Sagen und Legenden

Der Feilenhauer von Weißdorf

Ludwig Bechstein

(1801 bis 1860), der als Märchensammler bekannt ist, verfasste auch eine Sammlung deutscher Sagen, die unter dem Titel Deutsches Sagenbuch 1853 erschienen. Unter der Nummer 701 berichtet er unter dem Titel Der Feilenhauer von Weißdorf über einen Mann, der in uralter Zeit wohl seines schweren Handwerks überdrüssig wurde und sich eine leichtere und lohnendere Arbeit suchte.

Als Vorläufer der heute tätigen Geisterjäger betätigte er sich als Geister-Banner. Offenbar beherrschte er diese Kunst besser als das legendäre alte Schulmeisterlein, das in einer Anekdote behauptet, Geister herzitieren und in einem Sack bannen zu können. Die Frage »Können Sie wirklich Geister citiren?« hatte dieses stets stolz bejaht. Die Frage »Kommen denn auch Geister auf Ihr Citiren?« musste das Schulmeisterlein jedoch mit einem trübseligen »Nein!« beantworten.
Der Feilenhauer von Weißdorf, der ein langer hagerer Mann, und gruslich anzusehen war, hatte offenbar herausgefunden, wie man es macht. Er trug einen abgeschabten Schinder-Ranzen aus Fischotter-Fell und "sah einem Rattenfänger ähnlicher als einem Staatsrath". Von weit und breit wurde er jedoch gerufen, wenn Poltergeister ihr Unwesen trieben. Seine Beschwörungen brachten die Geister dazu, demütig in den Fischotter-Ranzen zu kriechen. Als endgültigen Verbannungsort wählte der Feilenhauer die Burg Waldstein, wo sie auch heute noch manchmal um den steinernen Tisch sitzen und Karten spielen. Die Karten hat der Feilenhauer selbst aus Eisen gefertigt und sie werden beim Spielen so heiß, dass ihre Eindrücke im Stein eingebrannt sichtbar sind. Nach seinem Ableben gesellte sich der Feilenhauer zu den Geistern auf dem Waldstein und spielt ab und zu mit ihnen Karten. Auch der Teufel selbst setzt sich oft dazu und spielt mit. Er haut seine Karten mit solcher Wucht auf den Steintisch, dass die Funken fliegen.
Der Feilenhauer, der Teufel und ein Kobold
beim Kartenspielen auf dem Teufelstisch,
eingefangen mit einer Wildtierkamera mit Selbstauslöser
Der Feilenhauer, der Teufel und ein Kobold beim Kartenspielen auf dem Teufelstisch
Erst ein Größenvergleich zeigt
die riesenhafte Gestalt der Geister
Den riesigen Steintisch hatte einst der Teufel persönlich dort platziert. Er wollte mit dem Felsen ein neu gebautes Kloster auf dem Waldstein zerstören. Die Mönche waren jedoch schneller und hatten das Gebäude bereits halbfertig geweiht. Er kam zu spät, und aus Ärger darüber warf er den Felsen an die Stelle, wo man ihn heute als Teufelstisch kennt. Nach dem Erlöschen des Klosters benutzte er ihn, um Hexen, Kobolde und andere böse Geister um sich zu versammeln, mit ihnen zu speisen, und einen Pakt mit ihnen zu schließen.
Der Teufelstisch auf dem Waldstein im Fichtelgebirge
In hellen, aber nicht zu hellen, windstillen Vollmondnächten, wenn Nebelschwaden über den Waldsteingipfel ziehen, soll er noch heute mit den vom Feilenhauer gebannten Geistern an dem Tisch Karten spielen…

Der Teufelstisch am Großen Waldstein

Eine Fantasy-Gruselgeschichte aus dem Fichtelgebirge

Nebelschwaden krochen in jener Nacht wie kalte Finger durchs dichte Fichtendunkel. Nur das verschwommene, geisterhafte Leuchten des Mondes gab darüber Zeugnis, dass noch jemand lebte. Auf einem kargen Felsplateau thronte der Teufelstisch, ein mächtiger Granitblock, wie mühsam balancierend auf einem schmalem Sockel ruhend.

Man erzählt sich, dass einst fromme Brüder des Klosters Weißenstadt hinaufstiegen, um hier eine Kapelle zu erbauen. Mit Liedern und Gebeten weihten und segneten sie jeden Stein. Doch der Teufel war ihnen auf der Spur. Er hasste den Weihrauch und das Flüstern heiliger Verse, die den Wald zum Schweigen brachten.

Zur selben Stunde, da die Mönche feierlich das Altarkreuz aufrichteten, erhob sich hinter ihnen ein Windstoß, der aus eisigem Gelächter zu bestehen schien. Schwarze Gestalten huschten zwischen den Fichten, und ein grollender Donner zerriss die Stille. Dann schleppte der Teufel mit gewaltiger Kraft einen riesigen Felsbrocken herbei, doppelt so groß wie ein Mensch. Er wollte den Altar zertrümmern und die heiligen Männer in die Tiefe stürzen.

Doch als seine Klauen den Stein berührten, hielt ihn etwas zurück. Ein helles, blaues Licht, gespeist von den Gebeten der Brüder. Der Teufel zürnte so sehr, dass er in seiner Wut den kolossalen Fels mit aller Gewalt wegwarf, nicht auf den Altar, sondern in die entgegengesetzte Richtung. Mit dumpfem Krachen schlug der Brocken auf und blieb, vom Zorn des Himmels gepackt, auf nur winzigem Sockel liegen und wurde zum noch heute dort stehenden, unheimlichen steinernen Teufelstisch.

Seither gleitet der Nebel um ihn herum, als schütze er ein uraltes Geheimnis. Nachts hört man manchmal ein fernes Poltern und Rumoren, und man glaubt, das Echo teuflischer Stimmen zu vernehmen. Wanderer, die bei düsterem, nebligem Wetter den Weg auf den Waldstein hinauf irren, berichten von einem Schaudern und Kribbeln am Rücken. Sobald der Vollmond zwischen den Fichten auftaucht, schimmern die Kanten des Tisches in tiefem Blutrot, und der Wind flüstert leise:

Wagt es nicht, des Nachts hier zu verweilen,
der Teufel selbst bewacht sein Glimmen.
Wer zu lang verweilt, statt sich zu eilen,
hört seine unheilvollen Stimmen!

Kein Sterblicher aber vermag zu sagen, ob der Teufel dem Stein noch seine Wut verleiht, oder ob es nun die Gebete längst vergangener Mönche sind, die das Unheil bannen und den Fels zur ewigen Warnung erhalten. So bleibt der Teufelstisch am Großen Waldstein ein Ort, an dem man besser nur bei Tageslicht verweilt und kein Auge auf das rote Glühen wirft, das manch einem in mondheller Nacht das Augenlicht genommen haben soll.

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