Die Waldfeen vom Rudolfstein
im Fichtelgebirge

Mystik in Oberfranken
Sagen und Legenden

Es war einmal in einem entlegenen Teil des Fichtelgebirges, dort stand eine alte verlassene Burg. Daneben ragten riesige Granitfelsen empor, die das Licht der Sonne in zahllosen Facetten spiegelten. Um diese mächtigen Felsformationen herum webte der unberührte Wald einen dichten Mantel aus hohen Tannen, Buchen und Eichen, darunter Moos und Farn. Hier, am Rudolfstein, befand sich ein Ort voller Geheimnisse und Magie.

In diesem alten Wald lebten die Waldfeen. Sie waren zierlich wie Schmetterlinge, ihre Ohren spitz und ihre Augen leuchteten sanft wie Mondlicht. In der Dämmerung flogen sie aus ihren Verstecken, die tief im Gestein und in den zerfallenen Mauern der alten Burg lagen, um den Wald im Fichtelgebirge zu pflegen und seine Bewohner zu schützen. Sie kümmerten sich um junge Eichen und reine Bäche, und auf den kleinen Lichtungen spielten sie mit tanzenden Sonnenstrahlen. Nachts aber verschwanden sie heimlich in ihren Zaubergarten hinter den Ruinen, wo geheimnisvolle Lichter glühten und eine leise Melodie durch die Luft zog.

Eines Morgens kam ein Menschenkind in den Wald. Ein Mädchen aus einem nahen Dorf am Fuße des Berges war auf dem Weg in die Berge, um Beeren und Heilkräuter zu sammeln. Sie trottete müde über einen Pfad und sang leise…

Das alte Lied der Waldfeen vom Rudolfstein



Im Schatten alter Felsenwelt,
wo Moos den Granit umspinnt,
tanzen Feen im Morgengold,
wo der Wind durch die Ruinen rinnt.

Sie weben Licht im Blättergrün,
ihr Lied erklingt im Waldeshain,
und wer sie sieht mit klarem Sinn,
trägt ihren ew'gen Zauber heim.

Ein Schatz aus Träumen, tief versteckt,
einst von Venedigern gebracht,
wird nur durch Freundschaft neu erweckt,
nicht durch Gier, noch durch Macht.

So singt der Wald am Abend leis,
wenn Nebel fließt ganz kalt herein.
Die Feen wachen, zart und weiß,
am stillen Berg, dem Rudolfstein.
Höhleneingang mit Leuchtmoos am Hang des Rudolfsteins bei Bad Weißenstadt, Wohnung der Waldfeen
Da erreichte ihre Ohren plötzlich ein lieblicher Klang. Es war, als streichelten Melodien die Luft. Das Mädchen folgte dem schönen Gesang und gelangte dabei an den Rand der alten Burgruine, von der man nur noch moosbewachsene Mauerreste sah. Dort blieb sie staunend stehen: Zwischen den Felsen tanzten winzige Gestalten im Morgenlicht.

Die Waldfeen hatten sich versammelt, um den Sonnenaufgang zu feiern. Als sie das Kind bemerkten, verstummten ihre flüsternden Lieder. Scheu und neugierig schauten sie hinter den Granitblöcken hervor. Doch keiner von ihnen wagte es sofort, zu dem Menschenkind zu treten. Das Mädchen spürte keine Angst, es hielt den Atem an und machte einen Schritt näher.

Da trat eine Elfe aus den Schatten. Sie hatte Haare wie goldene Sonnenstrahlen und ein Kleid aus Spinnweben und Blättern. Freundlich lächelnd winkte sie dem Kind zu. »Komm herein«, flüsterte sie leise. Ihre Stimme klang wie ein sanftes Lüftchen. »Fürchte dich nicht, wir sind Freunde des Waldes.« Das Menschenkind war überrascht, doch es erkannte, dass hier keine Gefahr lauerte, und setzte sich langsam auf einen glatten, von Moos bedeckten Stein.

Das Mädchen erzählte den Feen eine alten Legende, die sie aus Erzählungen kannte: »Es gab einst sagenhafte Reisende, die Venediger genannt wurden. Man sagte, sie seien Alchemisten und Schatzsucher aus fernen Ländern und hätten einst ein verwunschenes goldenes Erbe in diesen Bergen verborgen. Dieser Schatz war so schön, aber auch so mächtig und gefährlich, dass nie jemand wagte, ihn zu suchen. Bis heute blieb er verborgen. Die Waldfee nickte weise. »In der Tat«, sagte sie, »erzählt man sich, dass die Venediger in diesen Ruinen nach Gold und geheimnisvollen Tränken suchten und Rätsel hinterließen, um ihre Funde zu schützen.«

Felsformationen auf dem Rudolfstein im Fichtelgebirge
Felsformationen auf dem Rudolfstein im Fichtelgebirge
Das Mädchen und die Feen wurden Freunde und beschlossen, die Geheimnisse des Schatzes gemeinsam zu ergründen. Sie kletterten vorsichtig in die verfallenen Mauern und suchten nach verborgenen Gängen. Unter der warmen Morgensonne entdeckten sie in einem verwitterten Steinbogen ein altes, in den Felsen geritztes Zeichen. Es zeigte einen Fluss und einen Stern. »Das muss ein Hinweis der Venediger sein», sagte das Kind aufgeregt. Die Feen nickten zustimmend.

Auf ihrem weiteren Weg öffnete sich hinter ihnen ein versteckter Gang in der Felswand, den zuvor keiner gesehen hatte. Vielleicht war er vorher auch nicht da. In dem Gang glitzerte es schwach, als wären winzige Sterne in das Gestein eingewoben. Sie folgten dem Bergwerksstollen und kamen in eine kleine Kaverne. Im Schein ihrer Herzen sahen sie eine Truhe aus altem Holz, verziert mit silbernen Runen. War das der verborgene Schatz?

Das Mädchen wollte die Truhe öffnen, aber die Fee legte einen kleinen Finger auf den Deckel. »Warte!«, sagte sie, »Nicht nur der Reichtum soll uns leiten, sondern Freundschaft und Güte.«

So öffneten sie die Truhe gemeinsam. Zum Vorschein kamen darin keine Goldmünzen, sondern glühende Kristalle, die wie Herzenslicht strahlten, und Samen seltener Waldbäume. Die Venediger hatten ihren Schatz nicht als Gold aufbewahrt, sondern als Leben. Staunend berührte das Kind die Kristalle, und sofort erfüllte ein warmes, glückliches Gefühl die Herzen aller.

»Diese Magie soll den Wald beschützen«, flüsterte die leise hinzugetretene Feenkönigin. »Und jeder, der mit gutem Herzen hereinkommt, soll davon kosten.« Das Mädchen pflanzte die leuchtenden Samen am Fuß der Burgmauer. Der Boden trank sie begierig auf, und sofort sprossen winzige Triebe, die bald zu Bäumen heranwuchsen. Die Kristalle verschwanden langsam, aber ihre Wärme erfasste die Erde.

Als die Sonne hoch stand, begleiteten die Waldfeen das Kind hinaus aus der Höhle und aus dem Zauberhain. Sie gaben ihm ein kleines Geschenk mit auf den Weg: Einen silbernen Anhänger in Form eines Eichenblatts, der immer an die Freundschaft erinnern sollte. Das Kind versprach, den Wald und seine Geheimnisse zu schützen.

Es wird erzählt, dass der Rudolfstein bis heute von den Feen und Elfen behütet wird und dass das Menschenkind noch oft zurückkehrte, um im Glanz der Freundschaft zwischen Welt und Wald zu wandeln. Denn wer immer das Gute im Herzen trägt, findet auf dem Felsen sein magisches Glück.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute im Wald um den Rudolfstein, hüten den Berg und seine Schätze, und nur wer guten Herzens ist, kann sie manchmal sehen.

 Der Rudolfstein im Fichtelgebirge
 Feen, Elfen und Elben
 Der Teufelstisch auf dem Waldstein im Fichtelgebirge

©2025 by Erwin Purucker
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